Eine Reise nach Sitia ist eine Anbetung an den Wurzeln der europäischen Kultur! Bekanntlich war die minoische Zivilisation die erste und älteste hochentwickelte Zivilisation in Europa. Hier auf Ostkreta, in Zakros und in Palekastro, in Mochlos und Psira liegen ihre erste Städte und Häfen und bezaubernde uralte Mythen erzählen von diesen Orten. Zeus, der König von Göttern und Menschen hat laut griechischer Mythologie - in einem schwarzen starken Stier verwandelt - die schöne Tochter des Königs der Phönizier, Europa, entführt. Er hat sie an seinem Rücken gesetzt und schwimmend auf Kreta gebracht, an einem schönen Strand in Palekastro. In Vai hat sie auf dem Boden gelegt, damit sie sich erholt und dann sind die beiden weiter bis zum „Diktaion Andron“ und „Gortina“ gegangen.
Dieser schöne Mythos enthält selbstverständlich historische Elemente über die Beziehungen Kretas mit dem Osten und erklärt warum ausgerechnet hier auf Ostkreta - in der Nähe von Kleinasien, Syrien und Palästina sowie Ägypten - sich die erste Zivilisation Europas entwickelte. Hier, in der minoischen Stadt von Palekastro lag der berühmte Tempel vom Diktäischen Zeus und hier ist auch, auf einer Platte eingraviert, die Hymne an Zeus. Diese Hymne wurde jeden Frühling von nackten schildtragenden Jungen gesungen, die um den Altar getanzt haben, genauso wie die Kureten, die bei der Geburt von Zeus getanzt und gesungen haben. Eigentlich war das die erste Hymne an Frieden und das friedliche Leben. Die Jungen haben Zeus gebeten mit auf Erden zu kommen und Gutes zu schenken: den Menschen Glück, der Welt Frieden und gute Gesetzgebung, der Jugend Gerechtigkeit und Schutz, den Früchten Fruchtbarkeit, den Schiffen günstigem Wind usw.
Von hier stammt auch eine der ältesten Umweltschutzvorschriften der Welt: das Verbot Bäume zu fällen in den Wäldern, die zum Tempel von Zeus gehörten. Die Strafe wäre streng! Hier, auf die Halbinsel Sidero, früher Samonion, bauten die Argonauten den Tempel für Athena Samonia. Dionysos hat hier etwas einmaliges gemacht: er hat kleine Insel geschaffen, die er Dionyssiaden nannte. Natur und Mythos sind hier so harmonisch miteinander verbunden, wie sonst nirgendwo auf der Welt. Es ist bewundernswert, dass heute die Rituale, die Mythen und die Legenden noch in den Dörfern Sitias überleben.
Die geographische Lage des Ortes – die eheste Station der Meerwege der Minoiten nach Nordafrika und dem Nahen Osten – und historische Gründe, haben zum Wohlstand und zur Entstehung des faszinierenden historischen und archäologischen Reichtums.
Sitia war das Tor des Orients der minoischen Welt. Hier sind die ersten und die letzten Kerne der minoischen Kultur zu finden. Ähnliches gilt für die Literaturtradition des Ortes:
• Mison aus Sitia war einer der 7 Weise der Antike, wie Stefanos Bizantinos erwähnt.
• Vincenzo Cornaros, „der Große der griechischen Nation und unvergesslicher Dichter“, so Kostis Palamas
• Andreas Cornaros, der berühmte Gelehrte, Gründer der Stravaganti-Akademie in der „Großen Festung“ (Herakleion) und der Autor der ersten Geschichte Kretas.
• Die Portogalli Brüder, berühmte Kleriker und Gelehrte.
• Pertzivalis und Kalivas, ausgezeichnete Weise und Rhetorik-Lehrer in der Renaissance.
• Die Familie Salamon, zu der auch unser Nationaldichter Dionisios Solomos gehört, sind nur einige der verehrten Figuren der Kunst und der Literatur.
Gleichzeitig gilt die Volkskultur dieses Ortes heute als eine der echtesten, lebendigsten und reichsten der Welt. Die Volksmusik und Volksdichtung sind der höchste Ausdruck einer Kultur, die heute noch nicht nur weiter überlebt sondern auch gedeiht, indem sie sich stets kreativ erneuert wird.
Melina Merkouri hat festgestellt: „Bis heute ist Sitia ein Ort der Fröhlichkeit, des Vergnügens und der Kreativität. Ein Ort, der völlig positiv zum Leben eingestellt ist. Ein Ort, der stolz darauf ist, seine große Tradition in der Kunst, der Literatur und der Wissenschaft fortzusetzen.“
